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„Nicht nur reden, sondern etwas tun“

Großes ehrenamtliches Engagement bei Gartenschau-Freunden

Eine negative Schlagzeile nach der anderen: Die Arbeitslosen-Zahlen sind hoch, viele Firmen machen Pleite. Und die gesellschaftlichen Probleme beschränken sich nicht nur auf das Wirtschaftsleben. Vereine klagen über ein drastisch sinkendes Interesse am Ehrenamt, Kirchen tun sich immer schwerer, die Jugend zu begeistern. Doch bei allen Schwierigkeiten gibt es auch Positives. Darüber soll in der MZ-Serie „Lichtblicke“ berichtet werden. Heute geht es um das große ehrenamtliche Engagement beim „Verein der Landesgartenschau-Freunde“.

Memmingen (hku).
Die Landesgartenschau (LGS) 2000: 1,3 Millionen Menschen strömen auf ein Gelände, das einst eine Kläranlage beherbergt hatte. Die bayerische LGS in Memmingen ist in diesem Jahr die erfolgreichste Gartenschau in ganz Deutschland. Viele denken noch gerne daran zurück und freuen sich darüber, dass die LGS der Stadt einen dauerhaften Nutzen gebracht hat. Der Stadtpark „Neue Welt“ hat sich längst als beliebtes Naherholungsgebiet etabliert.

Auch bei Jutta Söhn und Helmut Borchers. Da war es für die beiden keine Frage, dem „Verein der Landesgartenschau-Freunde“ beizutreten. Sie sind nicht nur Mitglieder, die in irgendwelchen Listen stehen. Borchers hat einen Rhododendron-Park angelegt und pflegt ihn jetzt. Die 59-jährige Jutta Söhn „tut, was anliegt“. Für das Ostereier-Suchen der LGS-Freunde bereitet sie hunderte Nester vor, verkauft bei anderen Veranstaltungen Fackeln oder macht sich am Imbiss-Stand nützlich. „Man darf im Leben nicht immer nur reden, sondern muss auch wirklich etwas tun“, sagt Borchers.

Die Landesgartenschau-Freunde: Ein kleiner Verein mit rund 70 Mitgliedern, der durch großes ehrenamtliches Engagement eine Menge auf die Beine stellt. Ostereier-Suchen, Sommer-, Erntedank und Winterfest. Da kommen tausende Besucher. Die Motivation ihrer Mitstreiter habe auch mit „nostalgischen Gefühlen“ zu tun, sagt Vereinsvorsitzende Claudia Knoll. „Alle haben noch das Bild der Landesgartenschau vor Augen. Jetzt möchten sie, dass auf dem Gelände weiter Leben herrscht.“ Die Sache mit dem Rhododendron-Park war die Idee von Borchers. „Ich habe mich sehr gefreut, dass das aufgegriffen wurde. Jetzt muss ich es auch durchziehen“, sagt der Berkheimer. So ist auf rund 80 Quadratmetern eine kleine Anlage entstanden, die in Memmingen einzigartig ist. „Nirgends sonst wächst Rhododendron auf einer öffentlichen Fläche“, erzählt Knoll. Borchers hatte freilich nicht immer nur Freude an seinem Werk. Viele Pflanzen wurden gestohlen. „Das tut schon weh, wenn man Arbeit hineingesteckt hat.“ Doch es gibt auch andere Momente: Beispielsweise, wenn sich jemand bei Borchers
einen Rat für die Rhododendron-Pflege holt oder den 66-Jährigen lobt für sein großes Engagement. Dann fühle man sich bestätigt, weiß auch Jutta Söhn aus Erfahrung, welche Wirkung positive Stimmen haben. Aber gerade mit anerkennenden Worten würden immer mehr Menschen geizen, beklagt Claudia Knoll. Man denke häufig nicht daran, welche Arbeit bei ehrenamtlichen Angeboten dahinterstecke.

Die „Freunde der Landesgartenschau“ stoßen jetzt an Grenzen. „Wenn wir noch mehr machen wollten, bräuchten wir auch mehr Mitglieder“, so Knoll. Um im jetzigen Team auch in Zukunft „die Flamme hoch zu halten“, werde sie am bisher bewährten Konzept festhalten: „Bei uns gibt es keine Hierarchie, sondern die Leute werden streng nach ihren Stärken eingesetzt.“

Quelle: Memminger Zeitung, 06.09.2005 / Autor: Helmut Kustermann

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